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Sie möchten mehr über die Kommission Alltagskulturforschung erfahren?

Wir laden Sie ein zu einem kurzen Rundgang durch die Geschichte dieser wissenschaftlichen Gesellschaft.

Gegründet wurde die Kommission als Volkskundliche Kommission für Westfalen 1928 unter dem Dach des Provinzialverbands, dem Vorläufer des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe. Ziel des Zusammenschlusses von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sollte eine auf Westfalen ausgerichtete volkskundliche Forschung sein. Umfassende Dokumentationen der materiellen Kultur, des Liedguts, der Mundart und der Bräuche - z.B. zum Atlas der deutschen Volkskunde, zum westfälischen Wörterbuch oder zum westfälischen Volksliedarchiv - galten als wichtige Voraussetzung hierfür.

Personell und methodisch waren die Anfangsjahre geprägt durch die Vorsitzenden Julius Schwietering, Jost Trier und die Geschäftsführerin Martha Bringemeier. Thematisch standen die Haus- und Gefügeforschung, die Trachtenforschung, die religiöse Volkskunde, die Flurnamenforschung und die Erzählforschung im Vordergrund.

Nach dem Zweiten Weltkrieg rückte die fotografische Dokumentation von Sachkultur in den Mittelpunkt, die gerade auch in Hinblick auf die Gründung eines Volkskundemuseums in Detmold betrieben wurde, das 1960 realisiert werden konnte.

Seit 1950 erfolgte unter Federführung von Martha Bringemeier außerdem der Aufbau des Archivs für westfälische Volkskunde. Dazu wurden bis 1984 Berichte von Gewährspersonen zu 46 verschiedenen Themen der Alltagskultur aus der Zeit um 1900 archiviert. Mehrere Filme zum ländlichen Handwerk entstanden in Zusammenarbeit mit dem Institut für den wissenschaftlichen Film in Göttingen. In Kooperation mit dem Volkskundlichen Seminar der Universität Bonn begann 1954 die Herausgabe der Rheinisch-westfälischen Zeitschrift für Volkskunde, die bis 2017/18 fortgeführt wurde.

Eine wichtige Zäsur erfolgte 1971, als für die Sprach- und Dialektforschung die Kommission für Mundart- und Namenforschung aus der Volkskundlichen Kommission ausgegliedert wurde. Die Volkskundliche Kommission konzentrierte sich in der Folgezeit auf die Sammlung und Auswertung nicht-materieller Zeugnisse von Alltagskultur. Sie wurden im heute als Archiv für Alltagskultur in Westfalen benannten Archiv gesammelt, seit den späten 1990er Jahren digitalisiert und stehen der Allgemeinheit seit 2006 in einem Online-Archiv zur Verfügung.

Neben einer regen Publikationstätigkeit, die der Vorsitzende Günter Wiegelmann und der Geschäftsführer Dietmar Sauermann initiierten, wurde auch eine große regionalspezifische Bibliothek aufgebaut, die allen Interessierten zur Verfügung steht. Außerdem machte die Volkskundliche Kommission durch groß angelegte, teils drittmittelfinanzierte Forschungsprojekte (z.B. zu Anschreibebüchern, zu Heimatvertriebenen, zur Bergbaukultur oder zuletzt zu Bestandsimmobilien) und (internationale) Tagungen auf sich aufmerksam.

In die Amtszeit von Ruth-E. Mohrmann als Vorsitzende datieren wichtige drittmittelgeförderte Digitalisierungsmaßnahmen sowie ein öffentlichkeitswirksames Dokumentationsprojekt, bei dem unter dem Titel „Mein 18. November“ alle Menschen in Westfalen aufgerufen waren, ihren Alltag an diesem Stichtag zu beschreiben. Im Ergebnis liegen nunmehr über 5000 Berichte über diesen Tag im Archiv vor, die eine spannende Quelle über die Anfangsjahre des neuen Jahrtausends sind.

Als eine von sechs wissenschaftlichen Kommissionen für Landeskunde des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe hat sich die Kommission Alltagskulturforschung mit ihrer Geschäftsstelle heute als Anlaufstelle für alle etabliert, die sich mit Fragen der Alltagskultur beschäftigen. Die Geschäftsstelle in Münster (Leitung: Christiane Cantauw), der Vorstand unter der Vorsitzenden Elisabeth Timm und die zurzeit 70 ehrenamtlich tätigen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sammeln, dokumentieren und forschen für und gemeinsam mit den Menschen in Westfalen. Mit ihren Anregungen, Anliegen und Wünschen sind sie uns herzlich willkommen!