Ein schwerer Normverstoß im frühneuzeitlichen Pfarrhaus
Sebastian Schröder
Wie ein Lauffeuer verbreitete sich 1681 die Kunde in der ganzen evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Holzhausen (heute Teil der Stadt Preußisch Oldendorf) in der damals kurbrandenburgischen Grafschaft Ravensberg: Der Pfarrer Daniel Lübbersen hatte seine Ehefrau Anna Catharina mit seiner Magd betrogen. Er brach damit das sechste Gebot! Umgehend ließ das Konsistorium in Bielefeld – seinerzeit die landesherrliche Aufsichtsbehörde in kirchlichen Angelegenheiten – den Fall gehörig untersuchen. Daniel Lübbersen wurde daraufhin im Pfarrhaus in Arrest gesetzt und durch vier „Schützen“ bewacht. Die beteiligte „Weibspersohn“ – also die Magd Anna Gerdraut Ellermanns – wurde von den Amtsdienern verhaftet und in der ravensbergischen Landesburg Limberg inhaftiert. Im Verhör sagte die Magd aus, sie sei 19 Jahre alt, stamme aus dem osnabrückischen Kirchspiel Buer und diene seit anderthalb Jahren im Holzhauser Pfarrhaus. Gleich mehrmals hätte der Geistliche sich mit ihr „fleischlich vermischet“ und mit ihr „Unzucht getrieben“. Das erste Mal sei sie auf dem Dachboden gewesen und habe den gedroschenen Roggen in Säcke verladen, als Lübbersen die Leiter emporgestiegen sei und sie auf das Stroh geworfen habe. „Undt ob sie sich gleich seiner erwehren wollen, wehre er ihr doch zu starck gewesen, undt [hätte] sie zur Rücke aufs Strohe nieder geworfen.“