Butter + Brot = Butterbrot. Sonderausstellung im kult Westmünsterland

14.10.2022 Niklas Regenbrecht

Impression aus der Ausstellung.

Bärbel Bomkamp, Tatjana Gerling, Volker Tschuschke

Butter und Brot. Beide Lebensmittel sind seit Urzeiten bekannt. Im Orient sind Backöfen schon aus der Zeit um 5.000 v. Chr. nachgewiesen, und Butter wurde ebenfalls schon in vorgeschichtlicher Zeit hergestellt. Nähere Hinweise nicht nur aus archäologischen, sondern auch aus schriftlichen Quellen gibt es für Nordwesteuropa seit dem Frühmittelalter. Umso erstaunlicher, dass ihre Kombination als Butterbrot relativ jung ist: Erst das bekannte Gemälde einer flämischen Bauernhochzeit von Pieter Breughel d. Ä. (um 1568) zeigt ein Butterbrot. Die Geschichte dieses Klassikers erzählt die aktuelle Sonderausstellung im kult-Westmünsterland: Ebenso wie das Butterbrot zwei Komponenten vereint, führt sie zwei Erzählstränge zusammen.

Impression aus der Ausstellung, Backtrog.

Der eine beginnt mit dem Korn, aus dem das Brot gebacken wird. Im Westmünsterland war das früher meist Roggen, der geschrotet und zu Schwarzbrot verbacken wurde. Daher kommt die Redensart „Von echtem Schrot und Korn“, die auch etwas über Münsterland-Stereotype  sagt. Wenn Sie erfahren, dass der zähe Teig in dem ausgestellten hölzernen Backtrog von 1753 mit bloßen Füßen geknetet wurde, reagieren viele Kinder mit einem angewiderten „Iiiieeehhh!“ Das Teigkneten war anstrengend und deshalb eine typische Männerarbeit.

Impression aus der Ausstellung, Butterkirne.

Umgekehrt waren das Melken und die Milchverarbeitung bis zum Aufkommen der Molkereien im ausgehenden 19. Jahrhundert typische Frauenarbeiten. Die Ausstellung zeigt u. a. verschiedene Formen von Butterkirnen, die man für die Butterherstellung benutzte. Sie funktionierten im Grunde ähnlich: Mechanisch wurden die Fett- und Wasseranteile der Milch getrennt. Das dauerte aber eine Weile und war recht kräftezehrend. Eines der Highlights der Ausstellung ist eine Hundekirne, bei der ein Hund der Frau das mühselige Buttern abnahm. Dazu wurde der Hofhund auf eine Art Laufband, ähnlich wie man es heute aus Fitnessstudios kennt, gestellt. Über ihm wurde ein Stück Wurst aufgehängt, das ihn zum Laufen veranlasste und die Mechanik der Kirne in Bewegung setzte. Fertige Butter wurde für den Verkauf mit Salz haltbar gemacht. Sie war in Nordeuropa schon im Mittelalter eine begehrte Handelsware. Weil die Butterherstellung so mühsam und Butter deshalb teuer war, legten die Hausfrauen großen Wert auf eine teilweise geradezu künstlerische Gestaltung. Auch die dazu nötigen Butterformen sind in der Ausstellung zu bewundern.

Große Mengen von Butter zeigten auch, wer man war und was man sich leisten konnte. Das war vor allem auch bei Hochzeiten eine beliebte Geste. Über die „Hochzeitsbutter“ ist in diesem Blog bereits an anderer Stelle berichtet worden.

Das übliche Butterbrot, das vor allem als Pausenbrot in der Schule oder bei der Arbeit auf dem Feld und in der Fabrik beliebt war, sah meist recht spartanisch aus: Dicke Scheiben mit wenig Butter und noch weniger Aufschnitt waren der Normalfall! Und gerade in Kriegszeiten war weder das eine noch das andere selbstverständlich. Eine emaillierte Brottrommel aus der Zeit um 1900 mit der dem Vater unser entnommenen Bitte „Unser täglich Brod gieb uns heute“ oder ein Stickbild mit dem Spruch „Heilig war uns einst das Brot in den Zeiten höchster Not“, das an die Hungerjahre von 1945 bis 1948 erinnert, machen diese bei Führungen von Zeitzeug:innen immer wieder angesprochene Erfahrung deutlich. Mit dem „Wirtschaftswunder“ wurden dann „Butterberge“ zum Kennzeichen einer Überflussgesellschaft, die Lebensmitteln oft wenig Wertschätzung entgegenbringt. Auch dieser – und viele andere – spannende Aspekte gehören zum umfangreichen Begleitprogramm.

Impression aus der Ausstellung, Brottrommel.

Die Sonderausstellung „Butter + Brot = Butterbrot“ ist noch bis zum 6. November im kult_Westmünsterland zu sehen. Nähere Informationen über die Ausstellung und das Begleitprogramm unter: www.kult-westmuensterland.de/kult/museum-im-kult/sonderausstellungen/butterbrot