Glaube, Sitte, Heimat – Schützenfeste überall

09.05.2019

Durchhalteparole beim Jubelfest in Engden 2012. Foto: Andreas Eiynck.

Glaube, Sitte, Heimat – Schützenfeste überall

Andreas Eiynck

Nicht nur in vielen ländlichen Gemeinden bildet das Schützenfest einen der gesellschaftlichen Höhepunkte des Jahres. Die Schützenvereine zählen vielerorts nach wie vor zu den Stützen der lokalen Gesellschaft. In vielen kleinen Orten und Bauerschaften ist der Schützenverein ohnehin der einzige lokale Verein, dem damit eine hohe soziale Bindekraft zukommt.

Über Herkunft, Konfession und Weltanschauung hinweg hat hier jedermann und manchmal auch jede Frau die Möglichkeit, den Gemeinsinn zu pflegen – wenn er oder sie es denn mag. Und falls Frauen zur Mitgliedschaft zugelassen sind. Denn das Schützenwesen ist vielerorts bis heute eine echte Männerdomäne. Ist es vielleicht gerade darum so attraktiv?

Ein ganz besonderes Schützenfest feiert in diesem Jahr der Schützenverein Sellen-Veltup, zwei Bauerschaften vor den Toren der Kreisstadt Steinfurt im Münsterland. Die dortigen Schützen können 2019 nämlich auf ihr 500jähriges Bestehen zurück blicken. Hierzu haben Frauen und Männer aus Sellen und Veltrup eine umfangreiche Chronik erstellt, in deren Mittelpunkt aber nicht das Vereinsleben, sondern die rund 200 alten Höfe und Familien in Sellen und Veltrup in Geschichte und Gegenwart stehen. Ähnliche Chroniken haben in den letzten Jahren zahlreiche Schützenvereine im Raum Steinfurt vorgelegt und damit ein wichtiges Stück Ortsgeschichte dokumentiert. Das jüngst verstorbene Kommissionsmitglied Hans Jürgen Warnecke war an vielen dieser Chroniken aktiv beteiligt.

Sie können mit dem Schützenwesen gar nichts anfangen? Macht nichts – es machen auch nicht alle Sport, es gehen längst nicht mehr alle zur Kirche, es hat nicht jeder einen Hund. Nicht jeder isst Fleisch oder trinkt Alkohol – die meisten Schützen schon. Aber wer hin und wieder bis zum Filmriss feiern kann, der ist im Alltag meist stabil.

Ein kluger Westfale hat einmal gesagt, Schützenwesen sei wie Karneval – nur eben auf westfälisch. Dem kann der Autor dieser Zeilen nur bedingt beipflichten, denn es besteht ein wesentlicher Unterschied: Schützenfest ist viel kreativer und humorvoller – und das Wetter ist auch meistens besser. Wer’s nicht glaubt, kann sich ja die Fotos einmal anschauen.

Man sieht sich an der Theke.