Hofchroniken
Andreas Eiynck
Schon rein äußerlich könnten sie unterschiedlicher nicht sein: mal aufwendig gedruckt und in Leinen eingebunden, mal fotokopiert und spiralgeheftet – Hofchroniken sind schon auf den ersten Blick eine sehr vielfältige Quellengattung.
Und gleiches gilt für den Inhalt. Ein Stammbaum ist immer dabei, doch damit beginnt schon das Dilemma: beschreibt er die damaligen Hofbewohner, oder die Vorfahren der heutigen Hofbesitzer, die ja häufig gar nicht identisch sind. Dann hat man entweder fremde Leute in der eigenen Chronik oder die richtigen Vorfahren zum falschen Hof.
Meistens sind in Hofchroniken auch historische Quellen unterschiedlichster Art einbezogen. Hat ein Chronist in den Archiven recherchiert, dann werden Belege für Hof und Familie aus Urkunden und Schatzungslisten gerne zitiert, am liebsten verbunden mit möglichst frühen Jahreszahlen: „Unsern Hof gibt es schon seit 1300-und…“. Ansonsten sind die quellenkritisch zumeist völlig unbeleckten Autoren bei der Auswahl ihrer Quellen nicht allzu wählerisch. Nicht selten schlagen die gerne zitierten älteren heimatkundlichen Beiträge eine Brücke bis zurück in „graue Vorzeit“ – besonders, wenn die entsprechenden Bodenfunde auf „eigenem Grund“ des Hofes oder zumindest in der eigenen Bauerschaft zu Tage traten.