Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) vergibt in Kooperation mit der Kommission Alltagskulturforschung für Westfalen seinen Karl-Zuhorn-Preis (LWL-Wissenschaftspreis) in der Kategorie Nachwuchsförderung in diesem Jahr an Julius Virnyi aus Münster. In der Kategorie ehrenamtliche Forschung geht der Preis an die „Nordstadtblogger. Nachrichten aus Dortmund“, ein Zusammenschluss von mehreren Dutzend Ehrenamtlichen aus Dortmund. Das hat der LWL-Kulturausschuss in Münster beschlossen und folgt somit der Empfehlung des Rates für westfälische Landeskunde, der die Kandidaten-Vorschläge einbrachte. Beide Preise sind mit 10.000 Euro dotiert.
Virnyi erhält den Preis für seine Erforschung von akademische Ehrungen sowie Namensänderungen im Bereich der historischen Alltagskulturforschung. Die Norstadtblogger um Initiator Alexander Völkel werden für ihre ehrenamtliche Forschung und Berichterstattung zu landeskundlichen und historischen Themen und deren Verknüpfung mit einer Gegenwartsperspektive ausgezeichnet.
„Julius Virnyi und die Nordstadtblogger leisten auf unterschiedliche Weise originelle Beiträge zur westfälischen Landeskunde und Kulturgeschichte. Sie beschäftigen sich intensiv mit verschiedenen wissenschaftlichen Fragestellungen und haben besondere Wege gefunden, ihr Wissen an einen großen Kreis von Interessierten zu vermitteln“, sagte LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger.
Julius Virnyi
„In seinen bisher vorgelegten wissenschaftlichen Forschungen hat Virnyi das für die frühere Volkskunde klassische Feld der ‚Namenforschung‘ sowie das in der öffentlichen Diskussion oft kontrovers debattierte Feld des Umgangs mit historischen akademischen Ehrungen neu ausgerichtet“, heißt es in der Begründung des Rates für westfälische Landeskunde.
Für seine Masterarbeit „Geehrte Volkskunde. Ehrenpromotionen und Ehrenbürgerschaften an der Universität Münster 1922-1968“ untersuchte Virnyi akademische Ehrungen, die mit Bezug auf „Volkskunde“ an der Universität Münster vergeben wurden. Die empirische Studie stelle eine Vollerhebung dieser Fälle dar und leiste einen wichtigen wissenschaftlichen Beitrag für Fragen zum Verhältnis von Universität, Gesellschaft, Politik und Öffentlichkeit am Beispiel Westfalens, heißt es in der Begründung des Rats für westfälische Landeskunde. Virnyis Dissertation zu Namensänderungen in Westfalen stelle am Beispiel Westfalens einen neuen, originellen Beitrag zur Kulturgeschichte der Verwaltung dar. „Seine Forschungen sind ein herausragender Beitrag zur westfälischen Landeskunde sowie zur Historischen Anthropologie“, heißt es weiter.
Julius Virnyi ist 1992 geboren und lebt in Münster. Er studierte Kultur- und Sozialanthropologie, Geschichte und Volkskunde an der Universität Münster. Seit Mai 2019 ist Virnyi wissenschaftlicher Mitarbeiter und Doktorand am Institut für Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie der Universität Münster.
Die Nordstadtblogger
„Das selbstgesteckte Ziel, mit ihrem Blog das Gesamtbild der Dortmunder Nordstadt ‚vielfältiger, fairer und ausgeglichener‘ zu gestalten, ist den ehrenamtlichen Nordstadtbloggern beispielhaft gelungen. Die Nordstadtblogger sind ein ebenso kundiges wie alltagsnahes Forum der Berichterstattung, Diskussion und Information in den Bereichen Landeskunde, Lokalgeschichte und Erinnerungsarbeit“, so die Begründung des Rates für westfälische Landeskunde.
Die Nordstadtblogger sind ein Zusammenschluss von mittlerweile über 30 Ehrenamtlichen im Alter von 18 bis 78 Jahren, die gemeinsam das 2013 gegründete Blog „Nordstadblogger. Nachrichten aus Dortmund“ betreiben. Das Kernteam arbeitet ausschließlich ehrenamtlich, hinzu kommt eine Gruppe von mittlerweile mehreren Dutzend Autor:innen, Fotograf:innen und engagierten Personen, die in allen Bereichen, wie unter anderem Recherche und Berichterstattung, Produktion, Redaktion, Pflege der IT-Infrastruktur, Kommunikation, Lektorat oder Schulung für neu Hinzukommende mitarbeiten. Die mittlerweile mehreren Tausend Beiträge sind öffentlich und kostenfrei zugänglich.
Ansprechperson und Initiator der Nordstadtblogger ist der Dortmunder Alexander Völkel, geboren 1975. Er studierte Politik, Soziologie und Wirtschaftswissenschaften und ist als Journalist, Fotograf und Social Media Manager tätig. Im März 2013 hat Alexander Völkel das Ehrenamts-Medienprojekt Nordstadtblogger in Dortmund ins Leben gerufen und engagiert sich dort bis heute als ehrenamtlicher Redaktionsleiter, Koordinator und Praktikumsanleiter.
Hintergrund
Der Karl-Zuhorn-Preis wird seit 1979 verliehen. Der LWL-Wissenschaftspreis ist zweigeteilt und jeweils mit 10.000 Euro dotiert. Die Auszeichnung wird in alternierender Kooperation mit den sechs wissenschaftlichen Kommissionen des LWL – Altertumskommission für Westfalen, Geographische Kommission für Westfalen, Historische Kommission für Westfalen, Kommission für Mundart- und Namenforschung Westfalens, Literaturkommission für Westfalen, Kommission Alltagskulturforschung für Westfalen – sowie dem LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte jährlich an Forschende gleicher Fachrichtung in den Kategorien Nachwuchsförderung und ehrenamtliche Forschung verliehen. Der Forschungsgegenstand muss einen Westfalenbezug aufweisen und relevant für die westfälische Landeskunde und Geschichte sein. Veranstaltungen wie Vorträge der Preisträger:innen sollen dazu beitragen, den Preis in der Region zu verwurzeln. Die Preisträger:innen des Karl-Zuhorn-Preises werden vom Rat für westfälische Landeskunde vorgeschlagen und vom LWL-Kulturausschuss beschlossen. In der Kategorie Nachwuchsförderung sollen junge Wissenschaftler:innen unterstützt werden. In der Kategorie ehrenamtliche Forschung kann sowohl die gesamte bisherige Forschung als auch eine einzelne Arbeit oder ein Projekt ausgezeichnet werden.