Christiane Cantauw
Auf Vorschlag der Kommission Alltagskulturforschung für Westfalen hat der LWL-Kulturausschuss dieses Jahr den Karl-Zuhorn-Preis in der Kategorie „Ehrenamtliche Forschung“ an die Nordstadtblogger aus Dortmund vergeben. Die Preisverleihung durch die Landesrätin für Kultur fand am 8. Juli 2025 statt: „Das selbstgesteckte Ziel, mit ihrem Blog das Gesamtbild der Dortmunder Nordstadt ‚vielfältiger, fairer und ausgeglichener‘ zu gestalten, ist den ehrenamtlichen Nordstadtbloggern beispielhaft gelungen. Die Nordstadtblogger sind ein ebenso kundiges wie alltagsnahes Forum der Berichterstattung, Diskussion und Information in den Bereichen Landeskunde, Lokalgeschichte und Erinnerungsarbeit.“
Um die Arbeit der Preisträger bekannter zu machen, finden in der zweiten Jahreshälfte 2025 verschiedene Veranstaltungen in Westfalen-Lippe statt. Eine dieser Veranstaltungen war eine Podiumsdiskussion am 18. September 2025 im Dietrich-Keuning-Haus in der Dortmunder Nordstadt zum Thema „Kulturkampf vor der Haustür“. Ziel der einladenden Nordstadtblogger war es, mit verschiedenen Kulturschaffenden darüber ins Gespräch zu kommen, wie populistischen und rechtsextremen Angriffen auf Antirassismus in Ausstellungen und in Museumsprogrammen, auf Vielfalt bei Festivals oder auf die Wissenschaftsfreiheit begegnet werden kann. Auf dem Podium saßen Dr. Kirsten Baumann, Direktorin der LWL-Museen für Industriekultur, Dr. Maxa Zoller, künstlerische Leiterin des Internationalen FrauenFilmFestivals Köln/Dortmund aus der Freien Kulturszene sowie Levent Arslan, Leiter des Dietrich-Keuning-Hauses in Dortmund. Krankheitsbedingt musste Karl Banghard, Leiter des Archäologischen Freilichtmuseums Oerlinghausen, leider absagen.
Die Moderation der Veranstaltung hat Daniela Berglehn aus dem Team der Nordstadtblogger übernommen.
In einem kurzen Impuls zu Beginn der Veranstaltung schlug Elisabeth Timm, Kulturanthropologin an der Universität Münster und Vorsitzende der Kommission Alltagskulturforschung, den Bogen zur Geschichte völkischen Denkens über ‚Kultur‘.
Die Gäste auf dem Podium (und später auch im Publikum) berichteten von ihren beruflichen Erfahrungen mit Drohungen, Anfeindungen und Übergriffen bis hin zu Shitstorms in den sozialen Medien. In allen Sparten bereitet man sich nach den ersten Erfahrungen mit Angriffen mittlerweile routiniert mit abgestimmten Plänen für etwaige Anfeindungen in den sozialen Medien wie bei Veranstaltungen in den Einrichtungen vor Ort vor, oft nach speziellen Fortbildungen. Problematisiert wurde auch, wie immer wieder große Zeitungen, die nicht der rechtsextremen Szene zuzurechnen sind, deren Vokabular und Stoßrichtung aufgreifen und verstärken.