Wie identifiziere ich ein unbekanntes Objekt?

21.11.2025 Aleksandra Stojanoska

Dieses unbekannte Objekt konnte nach einiger Recherche identifiziert werden (Foto: Nikolaus Urban).

Dörthe Gruttmann

Nach einem Objekt, das ich nicht benennen kann, weil ich nicht weiß, wie es heißt und welche Funktion es hat, lässt sich nur schwer recherchieren. Solche Gegenstände sind besonders für Museen ein Problem, wenn sie inventarisiert werden sollen und in das Eingangsbuch der Sammlung eingetragen werden müssen. In allen Inventardokumentationen finden sich auch falsch identifizierte Objekte. Digitale Werkzeuge wie die Bildersuche nach ähnlichen Gegenständen ergeben in manchen Fällen Treffer als Ausgangspunkt für weitere Recherchen, aber diese KI beantwortet keine historisch-kritischen Fragen. Und nicht alle Dinge lassen sich mal eben im Internet finden.

Auch das unbekannte Objekt, welches wir in der aktuellen 5. Ausgabe von Graugold  vorstellen, konnte so nicht identifiziert werden. Gefunden im Keller eines Privathaushaltes im Ruhrgebiet, schlummerte es dort viele Jahre, bis es (wieder-)entdeckt wurde. Es besteht aus zwei ledernen, mit grobem Sand gefüllten Gewichten, etwa 13 Zentimeter lang und an der breitesten Stelle ungefähr 7 Zentimeter breit. Sie wiegen je etwa 550 Gramm. An jedem Gewicht ist ein 15 Zentimeter langes und 7,5 Zentimeter breites Stück Leder befestigt. Verbunden sind die zwei zusammengefügten Lederteile mit einem über drei Meter langen Gummiband, das mit einem halben Zentimeter Durchmesser ziemlich stark ist. Das Gummiband ist mit roten Textilfäden gefasst. Eine genaue Datierung war nicht möglich.

Um einen Gegenstand einzuordnen, ist seine Provenienz von Bedeutung. Diese lässt sich in diesem Fall aber nicht eindeutig nachvollziehen, da unbekannt ist, wem das Objekt einmal gehörte. Die Vermutung lag nahe, dass es aus dem Besitz von einem Vorfahren der heutigen Hauseigentümer stammt, der als Schreiner Möbel hergestellt hat. Anfragen bei Kolleg:innen aus unterschiedlichen Fachrichtungen, auch in Freilichtmuseen, bestätigten die Vermutung, dass es ein Hilfsmittel bei der Holzverarbeitung war, jedoch nicht. Der Überlieferungsort half in diesem Fall nicht weiter.

Aber wo und bei wem kann ich nachfragen, wenn ich noch nicht einmal weiß, aus welchem Bereich ein Gegenstand kommt? In einem solchen Fall kann es hilfreich sein, mit möglichst vielen Menschen über das Ding zu reden und Ideen zu diskutieren. So bekam ich aus meinem Freundeskreis den Hinweis, es könne sich um ein Seil mit Gewichten aus dem Sportbereich handeln. Anfragen bei Sportwissenschaftlern und Sporthistorikern, unter anderem bei Ansgar Molzberger von der Deutschen Sporthochschule in Köln sowie Andreas Luh von der Ruhr-Universität Bochum, bestätigten diese Vermutung: Es handelt sich um ein Hochsprungseil, vermutlich aus den 1960er/1970er Jahren. Das Seil wurde über zwei Ständer gelegt und durch die schweren Säckchen an den Enden straffgezogen. Solche Schnüre sind immer noch zu erwerben und sollen besonders Kindern und Anfänger:innen die Angst vor dem Hochsprung nehmen und den Einstieg in diese Sportart erleichtern: bei zu niedriger Sprunghöhe würde man lediglich leicht mit einem Seil, nicht schmerzhaft mit einer Glasfaser-, Kunststoff- oder Aluminiumlatte kollidieren.