Andreas Eiynck
Viele heutige Museen in Westfalen gehen auf private Sammler und deren Sammlungen zurück, darunter auch das „August-Holländer-Museum“ in Emsdetten. Doch August Holländer (1891-1938) war nicht nur Sammler, sondern auch Heimatforscher, Dichter, Publizist und Fotograf. Und das alles neben seinem Hauptberuf als Buchhändler und Drucker. Während seine museale Sammlung bereits 1938 in den Besitz der Stadt Emsdetten überging, dauerte es noch Jahrzehnte, bis seine Fotosammlung und sein schriftlicher Nachlass in das Archiv des von ihm mitbegründeten Heimatbundes Emsdetten gelangten.
August Holländer wurde 1891 als ältestes von zehn Kindern in einer Weberfamilie in Emsdetten geboren. Schon frühzeitig zeichneten sich seine besondere schulische Begabung und sein Interesse an Literatur ab, die von seinem Lehrer und der örtlichen Geistlichkeit gefördert wurden.
Weil sein Vater ihm über die siebenjährige Volksschule hinaus keine Schulbildung finanzieren konnte, absolvierte Holländer zunächst eine Lehre als Weber in der örtlichen Textilfabrik Schilgen. Als eine angeborene Herzschwäche festgestellt wurde, machte er eine kaufmännische Ausbildung bei der Textilfirma Wameling. Schon damals, so schreibt er in seinen Tagebüchern, sammelte er „Schätze“ wie bäuerliche Antiquitäten oder Fossilien und begeisterte sich für die Heimatpflege.
Im Ersten Weltkrieg wurde Holländer 1915 kurzzeitig Soldat, dann aber wegen seines Herzleidens vom Militärdienst freigestellt. Er kam als dienstverpflichtete Ersatzkraft zum Buch- und Kunstverlag Butzon und Becker in Kevelaer, der sich seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert im Bereich religiöser Schriften einen Namen gemacht hatte. Dort lernte er den Pfarrer und Schriftsteller Augustin Wibbelt kennen und engagierte sich als Schriftführer im Heimatverein Kevelaer, bis er 1918 erneut als Soldat eingezogen wurde.
Mit dem Kriegsende kehrte er nach Emsdetten zurück und wollte auch dort einen Heimatverein gründen. Gemeinsam mit einigen Gleichgesinnten veranstaltete er am 6. Juli 1919 einen „plattdeutschen Unterhaltungsabend“, bei dem auch Friedrich Castelle und Karl Wagenfeld auftraten. Eine Woche später wurde der Heimatbund Emsdetten gegründet und bald darauf ging die erste Ausgabe der Heimatblätter des Vereins in Druck. Dieses Vereinsorgan erscheint mit einigen Unterbrechungen bis heute.