Landmaschinenmuseum Riesenbeck: Museumspädagogik für Agrartechnik

02.04.2024 Marcel Brüntrup

Der alte Hof Lammers in Riesenbeck ist Standort des Landmaschinenmuseums. Foto: Eiynck

Andreas Eiynck

Wie so oft bildete auch in Riesenbeck ein Ortsjubiläum im Ortsteil Birgte 1988 den Startschuss für die Einrichtung eines Museums. Zwar hatte sich bereits 1924 ein Heimatverein gebildet, um „das Heimatgefühl im Volke neu zu beleben“ sowie „die Liebe des Volkes zu seiner Vergangenheit und heimatlichen Scholle wachzurufen“ und zu diesem Zweck war auch eine Heimatstube eingerichtet worden. Die heutige Landmaschinen- und Gerätesammlung entstand aber erst, als dem Heimatverein im Zusammenhang mit dem Ortsjubiläum zahlreiche alte Arbeitsgeräte und Landmaschinen übergeben wurden.

Alte Scheffel und Hohlmaße. Foto: Eiynck

Ein Teil davon diente bald zur Dekoration der Räume einer Begegnungsstätte, welche die Gemeinde 1991 im renovierten Bauernhaus Lammers in Riesenbeck eröffnet hatte. Für die weiteren Maschinen und Gegenstände standen zunächst keine Räume zur Verfügung und so entstand die Idee, neben dem Bauernhaus Lammers ein Ausstellungsgebäude im Stil einer alten Scheune zu errichten. Gebaut wurde sie aus historischem Baumaterial in den Jahren 1994 bis 1997. Dort zeigte der Heimatverein auf etwa 300 Quadratmetern Ausstellungsfläche in dichter Präsentation rund einhundert Landmaschinen und Geräte.

Das Thema Düngen wird sehr anschaulich präsentiert. Foto: Eiynck

2001 erweiterte der Heimatverein das Museum durch den Bau einer Remise für Ackerwagen und Großgeräte. Durch diese Erweiterung sowie durch den Einbau einer Empore in der Ausstellungsscheune konnten die Ausstellungsstücke übersichtlicher präsentiert werden.

Von 2013 bis 2019 musste der Heimatverein die Scheune umfassend sanieren, um die Exponate langfristig vor zu viel Luftfeuchte, Temperaturschwankungen und Verschmutzung zu schützen. Diese Gelegenheit nutzten der ehrenamtliche Museumsleiter Dr. Klaus-Werner Kahl und weitere Aktive des Heimatvereins dazu, die Ausstellung auf wesentliche Themen und Bereiche des Maschineneinsatzes in der Landwirtschaft zu fokussieren.

Geräte zur Kartoffelernte. Foto: Eiynck

Dass Riesenbeck von 1888 bis 2005 Standort des bekannten Landmaschinenherstellers Niemeyer war, sieht man der Ausstellung auf den ersten Blick nicht an. Es ist ein Landmaschinenmuseum und kein Niemeyer-Museum. Die 2022 eröffnete Ausstellung überrascht in mehrfacher Hinsicht. Denn trotz der vergleichsweise geringen Ausstellungsfläche vermittelt die Präsentation präzise und übersichtlich den Weg von der Bodenbearbeitung bis zur Ernte, schildert die Futterzubereitung, die Weide- und Milchwirtschaft sowie die Vorratshaltung.

Zwischen den Großobjekten gibt es zahlreiche Informationsstationen und Anschauungsmodelle. Letztere stammen größtenteils aus der Rechtsabteilung der örtlichen Landmaschinenfabrik Niemeyer und wurden dort eingesetzt, um bei Patentstreitigkeiten den Juristen die Funktionsweise der Maschinen anschaulich zu erläutern.

Informationsstation in der Ausstellung. Foto: Eiynck

Die 14 Informationsstationen beziehen sich auf die Themenbereiche Bodenbearbeitung, Ernten, Füttern, Erzeugen und Versorgen. Die Besucher*innen können per touch screen, per QR-code oder per App Texte, Bilder, Audio- und Videodateien aufrufen. Alle Informationsstationen sind mit einer umfangreichen Museumsdatenbank verknüpft, so dass den Besucher*innen weitreichende Recherchemöglichkeiten zur Verfügung stehen. Sie können während der Öffnungszeiten selbständig bedient werden. Tiefere Einblicke ermöglicht die weitergehende Datenbank des Heimatvereins, in der die Exponate u.a. mit biografischen Angaben oder weiterführenden technischen Informationen verknüpft sind.

Kaminraum im Bauernhaus Lammers. Foto: Eiynck

Weitere Großgeräte und Traktoren sind in einer benachbarten Remise untergebracht. Ein Versammlungsraum und ein gemütliches Kaminzimmer befinden sich im unmittelbar benachbarten Begegnungszentrum im früheren Bauernhaus Lammers. Hier lässt sich der Museumsbesuch mit einem Einführungsvortrag oder einer Kaffeetafel verknüpfen.

Einen guten Einblick in die Präsentation, die Struktur und die Arbeitsweise des Landmaschinenmuseums Riesenbeck gibt auch die Homepage: www.landmaschinen-museum-riesenbeck.de