Ringkamp am Kamin, Nimphius an der Scheune

12.11.2019

Das Herdfeuer in der großen Küche. Foto: Andreas Eiynck.

Ringkamp am Kamin, Nimphius an der Scheune

Bauernstolz und Bauernadel im Münsterland

Andreas Eiynck

Die Repräsentationskultur der Bauern im alten Münsterland äußerte sich auf vielerlei Weise: Haus und Mobiliar, Pferde und Kutschen, aber auch Namen und Titel. Und gerade ein Schulzentitel ist im Münsterland bekanntermaßen „mehr äs dusend Daler wert“.

Der Hof „Rinckampe“ in der Horstmarer Bauernschaft Schagern wird erstmals in der Willkommschatzung des Fürstbistums Münster von 1498/99 erwähnt. In einem Register aus dem Jahre 1680 wird der Hofname mit „Ringkampff“ bezeichnet. Er gehörte damals zur Hofkammer im Münster.

Nicht immer war ein männlicher Hoferbe vorhanden, der die Stammlinie fortsetzen konnte. Die Erbtochter wurde dann zur „Stee-Brut“ (= Hofstellen-Braut), die sich ihren Ehemann und damit den neuen Bauern aussuchen konnte. Für viele nachgeborene Bauernsöhne war dies die einzige Möglichkeit, den sozialen Abstieg zu vermeiden und selber Hofbesitzer zu werden. Entsprechend zahlreich waren die Bewerber um eine solche Braut. Der Bräutigam musste bei der Einheirat auf den Hof allerdings seinen eigenen Familiennamen aufgeben und den Hofnamen annehmen. So verlangte es das Recht in Zeiten der Grundherrschaft.

Durch viele Hausinschriften sind solche Namenswechsel dokumentiert, so auch am Rauchfang des alten Bauernhauses Ringkamp: „Johann Gerhard Lörmann genand Rinckamp  Anna Maria Elisabeth Rinckamp EL (= Eheleute) Anno 1776“ ist dort zu lesen. Lörmann, von einem stattlichen Bauernhof in Horstmar stammend, hatte also die Erbtochter bei Ringkamp geheiratet und den Hofnamen seiner Frau angenommen.

Später kam der Hof in den Besitz des „Gutsbesitzers“ Große Ueding aus Nottuln, der ihn 1871 an die Familie Nimphius aus Senden verkaufte. Damit ging der alte Hofname unter und der frühere Hof Ringkamp erhielt den für das Münsterland doch eher ungewöhnlichen Namen Nimphius.

Auch die neuen Besitzer haben ihren Besitz durch Hausinschriften markiert. So steht an der 1890 errichteten Scheune: Heinrich Nimphius – Gertrud Splaning  Anton Brüggemann – Antonia Brinkhaus. Brüggemann hatte sich ebenfalls auf den Hof eingeheiratet, musste aber nach dem veränderten preußischen Namensrecht seinen Hausnamen behalten. So wechselte der Hofname erneut – nun von Nimphius zu Brüggemann. Dieser Name steht auch auf einem kunstvoll gestalteten Wappenstein am Giebel des Bauernhauses von 1912.

Nach dem Tod des ersten Mannes heiratete die Witwe Brüggemann dann in zweiter Ehe einen Pohlkämper. Aus dem Hof Brüggemann wurde dadurch der Hof Pohlkämper. Der Hoferbe Franz Pohlkämper hielt seinen Namen und den seiner Ehefrau 1953 an der Scheune fest: „Eheleute Franz Pohlkämper – Lucia Reining“, jedoch mit einem Hinweis auf eine Tochter aus erster Ehe, Franziska Brüggemann, die offenbar als Tante auf dem Hof lebte.

1966 heiratete Otger Schulze Iking aus Stadtlohn-Wessendorf auf den Hof Pohlkämper ein. 500 Jahre nach der ersten Erwähnung wurde somit aus einem Bauernhof ein Schulzenhof – jedenfalls nominell. Die großzügig angelegten historischen Hofgebäude und die stilvoll gestaltete Hofanlage – sie stehen dabei einem „echten“ Schulzenhof nicht nach.