Salzufler Wald – Kampf um den Rohstoff Holz schon seit 500 Jahren

25.03.2025 Niklas Regenbrecht

Salzuflen auf einem Kupferstich um 1663 von Elias van Lennep. Im Mittelpunkt die Rauchschwaden der Feuer unter den Salzfannen des Salzhofes (Wikipedia, gemeinfrei).

August-Wilhelm König

Der Salzufler Wald in Exter, ein großer Hochwald im Besitz der Stadt Bad Salzuflen auf Vlothoer Gebiet, wie geht das zusammen? Ein Wald dessen Grenze außerdem auffällig schnurgerade über dem Hollenhagen verläuft.

Die spannende Entwicklung zu unserer heutigen Situation ist dem Kampf um den Rohstoff Holz zu verdanken. Der Wald war für unsere Vorfahren überlebensnotwendig, für die Exteraner Bauern, aber auch für die Salzproduktion in Salzuflen.

Die ländliche Bevölkerung brauchte den Wald als Hude um ihr Vieh mit Futter zu versorgen. Erforderlich war er auch für das Sammeln von Brennholz zum Kochen und im Winter zum Heizen. Holz war notwendig zum Errichten und Instandhalten der Fachwerk-Hofstellen sowie zum Herstellen von Ackerwagen und anderen landwirtschaftlichen Geräten.

All das brauchten die Salzufler oder Ufler auch. Aber noch viel mehr: Sie benötigten für den Betrieb der Salzpfannen auf dem Salzhof ein immerwährendes Feuer zum Sieden des Salzes, des damaligen weißen Goldes.

Schon im ältesten Heberegister der Fürstabtei Herford von 1175 werden zwölf Salzhäuser in Salzuflen aufgeführt. In den folgenden Jahrhunderten konnte der Energiehunger nur durch Abholzung ganzer Wälder, wie zum Beispiel auf dem Gebiet des heutigen Wüsten gestillt werden. Auf diesen „wüsten“ Flächen ließ der Lippische Landesherr ab dem 16. Jahrhundert viele Neubauern siedeln und die Ufler mussten sich nach neuen Quellen umsehen. Für die Salzuflener war die Salzherstellung und der Handel damit die Grundlage für Wohlstand in der Stadt.

Um sich weiterhin den Rohstoff Holz zu sichern, kaufte die Stadt um 1500 von der Fürstabtei Herford den Hof Zelgenworden (Seligenwörden) mit umfangreichen Ländereien in Holz, Feld, Torf, Zweigen, Weide, Wiesen, Wasser und Teichen zwischen Salzuflen und Exter. Viele der Ackerflächen wurden aufgeforstet, vorhandene Waldbestände gehegt und geschützt, um einen Hochwald als Holzlieferanten zu bekommen. Dabei nahm eine neue Waldwirtschaft ihren Lauf, die durch städtische Förster fachlich begleitet wurde. Diese achteten darauf, dass sich der Wald zu einem ertragreichen Hochwald entwickeln konnte.

Ein Teil dieser Fläche lag am Hollenhagen auf Exteraner Gebiet und deren Bauern nutzten die Wälder mit alten Huderechten auch für ihre Zwecke, sehr zum Ärgernis der Ufler Förster. Dieser ständige Streit zwischen den „Vlöthischen“ und „Uflern“ führte dazu, dass auf dem Exterschen Kreienhof ein Schüttstall errichtet werden sollte („Schütt bedeutet so viel wie Verriegeln/ Absperren“). Darin sollte widerrechtlich in den Wald getriebenes Vieh weggesperrt und gegen Zahlung einer Geldsumme wieder ausgelöst werden können.

Dazu trafen sich 1592 im Krug zu Exter auf Krögers Hof, dem späteren Hof Klußmeier an der Herforder Straße, der Vlothoer Drost Bertram von Landsberg, der Salzufler Richter und Geograf Caspar Pott und der Bürgermeister Franz Schrage. Der Vlothoer Drost kündigte an, „daß der Schüttstall dermaßen gemacht werde, dass das gepfändete Vieh darin verwahrlich gehalten werden könne und dem Kryenmeier der Schlüssel befohlen werde“. Das sollte nun von den Kanzeln der Kirchen verkündet werden.

Soweit die Theorie, in der Praxis befreiten die Besitzer in der Nacht oft ohne Zahlung ihr Vieh, daneben fällten regelmäßig Exteraner ganze Bäume für ihren Holzbedarf.

Diese unbefriedigende Situation führte zu jahrzehntelangen Auseinandersetzungen zwischen den Lippischen und Ravensberger Beamten, sowie den Verantwortlichen auf Exteraner und Ufler Seite. Nach langen Verhandlungen wurde 1810 der Wald durch einen aufgeworfenen Wall mit beidseitigem Graben geteilt.

Blick auf den geteilten Salzufler Wald auf dem Hollenhagen aus Richtung Wüsten (Foto: August-Wilhelm König).

Der Salzufler Anteil ist bis zum heutigen Tag gehegt und gepflegt und ist ein herrlicher Mischwald. Der Exteraner Anteil wurde aufgrund des Siedlungsdrucks von den vielen Neubauern nach und nach unter den Pflug genommen. Deshalb sehen wir heute eine schnurgerade Waldgrenze des Salzufler Waldes auf dem Hollenhagen in Exter. Der Name Hollenhagen weist auf einen waldbestandenen Hügel hin, der erstmalig in Aufzeichnungen der Abtei Herford 1333 erwähnt worden ist. Die ältere Bezeichnung für diesen Bereich, schon im 12. Jahrhundert erwähnt, war Walberg, da sich der Bergrücken des Hollenhagens vom Salzetal bis zur Schwarzenmoorer Egge wie ein Wall hinzieht.

 

Zuerst erschienen in: HF-Magazin. Heimatkundliche Beiträge aus dem Kreis Herford, Nr. 131, 11.12.2024, herausgegeben von der Neuen Westfälischen.

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