Andreas Eiynck
Mit seinem Roman „Von Norden rollt ein Donner“ hat der Autor Markus Thielemann (*1992) dem dörflichen Leben in der norddeutschen Provinz ein zweifelhaftes Denkmal gesetzt. Das ist gut so, denn das aktuelle Leben auf dem Lande zwischen Höfesterben und „Unser Dorf hat Zukunft“ zeigt viele Facetten. Und die dunklen Seiten beleuchtet Thielemann mit seinem Psychogramm der alteingesessenen Bauernfamilie Kohlmeyer in der Lüneburger Heide.
Der Roman spielt in der Gegenwart und im Mittelpunkt der Handlung steht Jannes, der 19jährige Hofnachfolger. Hoferbe ist er allerdings nicht, denn die Besitzverhältnisse auf dem Hof sind ebenso kompliziert wie die Beziehungen in der Familie, die sich finanziell mit ihrer Schäferei kaum über Wasser halten kann. Gleichwohl zieht der sympathische Jungschäfer täglich mit seiner Herde in die Heide. Er ist der Stolz seiner Familie und steht auch im Mittelpunkt des Interesses der Heidetouristen. Eine Rolle, die er offensichtlich genießt.
Das Auftreten der Wölfe versetzt das Dorf in Aufruhr. Zunächst scheint es, als seien diese Raubtiere die größte Gefahr für die Existenz des Kohlmeyer-Hofes. Doch dann offenbaren sich allmählich als viel größere Last die alltäglichen Probleme der Bauernfamilie: ungelöste Familienkonflikte, die totgeschwiegen werden, Anfänge von Demenz in der alternden Generation, die ungesicherte Perspektive des landwirtschaftlichen Familienbetriebes. Jannes hat gelernt, solche Probleme zu verdrängen. Mit Schweigen, Ablenkung durch Arbeit und exzessivem Alkoholkonsum mit der Dorfjugend.