Zu guter Letzt … noch einmal etwas vom Sammeln und Aufbewahren

19.12.2025 Niklas Regenbrecht

Glanzbilder wie diejenigen der Firma Ernst Freihoff verbreiten farbenprächtige Vorstellungen der Weihnachtszeit. Sie wurden seit dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts hergestellt und von Erwachsenen, später auch Kindern gesammelt und verschenkt. (Foto: Martin Egbert, Ibbenbüren)

Christiane Cantauw

Was wäre Weihnachten ohne Bilder? Zahllose Zeichnungen, Gemälde und Fotografien zeigen das Fest in all seinen Facetten. Eine dieser Bildquellen sind Glanzbilder, die in Deutschland einzig noch in der Firma Ernst Freihoff, Papierwarenvertriebsgesellschaft mbH in Coesfeld hergestellt werden. 1948 war sie als reines Handelsunternehmen gegründet worden, das neben anderen Papierwaren auch die Glanzbilder verschiedener Firmen im Angebot führte; erst 1983, als der letzte Hersteller in Deutschland seine Produktion einstellte, begann der damals schon 69jährige Firmengründer Ernst Freihoff mit der Herstellung eigener Glanzbilder. Insgesamt 203 Glanzbilder-Bögen mit Motiven unter anderem aus den Themenbereichen Blumen, Tiere, Kinder, Märchen und Weihnachten brachte er heraus.

Die Weihnachtsserien aus dem Münsterland zeigen unter anderen den Heiligen Nikolaus im prächtigen Bischofsornat als Gabenbringer, festlich geschmückte Tannenzweige, Heerscharen von lieblichen Engeln, einen prächtig geschmückten Christbaum sowie Weihnachtsmänner, die in ihrer äußeren Erscheinung an die Darstellung des „Herrn Winter“ erinnern, mit der der Maler Moritz von Schwind (1804–1871) 1847 in den Fliegenden Blättern das gleichnamige politische Gedicht von Hermann Rollett (1819–1904) illustrierte. Vorherrschende Farben auf vielen Weihnachtsbögen sind rot und grün, ein wenig Glimmer ist ebenfalls vorhanden. Mit solchen Glanzbildern kann die Weihnachtspost „aufgepimpt“ werden oder man klebt jemandem die bunten Bildchen ins Poesiealbum.

Glanzbilder wie diejenigen der Firma Ernst Freihoff verbreiten farbenprächtige Vorstellungen der Weihnachtszeit. Sie wurden seit dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts hergestellt und von Erwachsenen, später auch Kindern gesammelt und verschenkt. (Foto: Martin Egbert, Ibbenbüren)

Glanzbilder – auch bekannt als Oblaten, Albumbilder, Rosenbilder, Lackbilder, Stammbuchbilder oder Vielliebchen – zählen zur Kategorie „Luxuspapier“. Sie wurden in Deutschland unter der Bezeichnung „Relief“ seit den 1860er Jahren von zahlreichen Firmen angeboten. Drucktechnisch betrachtet handelt es sich bei ihnen laut Christa Pieske um „chromolithographierte, geprägte und gestanzte Bildchen“ (S. 189). Sammeln, Aufbewahren, Tauschen und Verschenken von solchen Oblaten waren im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts bei Erwachsenen sehr beliebt. Sie stellten mit den Bildchen eigene Alben zusammen, die auch zur Präsentation der Sammlung dienten. Im 20. Jahrhundert verlagerte sich die Sammelleidenschaft auf andere Objekte wie beispielsweise Ansichtskarten.

Glanzbilder wurden genutzt, um Postsendungen, beispielsweise Patenbriefe oder Valentinskarten, zu verschönern. Mancherorts klebte man Oblaten auf Schachteln und Schultüten oder sogar auf Einrichtungsgegenstände und Möbel, hier gern auf die Innendeckel von Truhen. Auch als Lebkuchenbilder waren Lackbilder verbreitet – sie befanden sich auf den auf Jahrmärkten feilgebotenen Lebkuchenherzen oder mit Nikolaus- oder Weihnachtsmannmotiv auf den zur Weihnachtszeit gebackenen Lebkuchenmännern.

Zur Ausgestaltung von Poesiealbumeinträgen gewannen Glanzbilder in Deutschland etwa ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts an Bedeutung. In dieser Zeit werden sie zum beliebten Geschenk an Kinder im Grundschulalter, die sie sammeln, tauschen und anderen Kindern in ihre Poesiealben einkleben. Damit passen die Oblaten ausgezeichnet zu unserem Jahresschwerpunkt „sammeln & aufbewahren“, zu dem im Laufe des Jahres 2025 in diesem Blog 13 Beiträge erschienen sind. 

Glanzbilder wie diejenigen der Firma Ernst Freihoff verbreiten farbenprächtige Vorstellungen der Weihnachtszeit. Sie wurden seit dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts hergestellt und von Erwachsenen, später auch Kindern gesammelt und verschenkt. (Foto: Martin Egbert, Ibbenbüren)

Wir möchten uns mit den fotografischen Impressionen der Glanzbildchenherstellung, die der Ibbenbürener Fotograf Martin Egbert aufgenommen hat, für dieses Jahr von allen Leserinnen und Lesern dieses Blogs verabschieden. Ein herzlicher Dank gilt insbesondere auch all denen, die Blog-Beiträge veröffentlicht oder sich durch Lektorate an der Arbeit beteiligt haben.

Das Alltagskultur-Blog geht bis zum 6. Januar 2026 in die Winterpause. 2026 melden wir uns mit neuen Beiträgen und Abbildungen sowie mit einem anderen Jahresschwerpunkt zurück.

Ein Weihnachtsfest ganz nach Ihrem Wohlgefallen und einen angenehmen Jahreswechsel wünscht Ihnen allen das

Team Alltagskultur-Blog

  

Literatur:

Christa Pieske: Das ABC des Luxuspapiers. Herstellung, Verarbeitung und Gebrauch 1860 – 1930. Berlin 1983.