Gisbert Strotdrees
Wer sich über das Wetter der nächsten Tage informieren will, hat es heutzutage leicht. Er greift zum Handy, öffnet die entsprechende App – und kann sich das Wetter präzise vorhersagen lassen. Wem das nicht reicht, der hat noch tausende andere Möglichkeiten: Fernsehen, Radio und Tageszeitungen alle veröffentlichen Prognosen, die für die nächsten 24 Stunden recht genau sind, sowie einen Ausblick auf die folgenden drei, fünf oder sieben Tage. Außerdem kann jeder ohne großen Aufwand via Internet alles Erwünschte abrufen: Tages- und Wochenvorhersagen, Reisewetterbericht, Straßenwettervorhersage, Seewetterbericht für die Nord- und Ostseeküsten, Wetterbericht für Segelflieger, medizinmeteorologische Hinweise und natürlich die Witterungshinweise für die Landwirtschaft.
Denken wir uns das alles weg. Versetzen wir uns 230 Jahre zurück. Stellen wir uns einen münsterländischen Bauern vor, der seinen Acker im Frühjahr bestellen will. Schlepper und Sämaschine hat er nicht; seine Egge ist denkbar dürftig. Ohne mechanische Helfer erfordert die Frühjahrsbestellung Zeit — mitunter mehrere Tage, an denen der Boden nicht zu nass und nicht zu trocken sein darf. Wie stellt es so ein Landwirt vor 200 Jahren an, den passenden Tag mit dem passenden Wetter zu erwischen?
Der Münsteraner Jesuit Anton Bruchausen (1735-1815) schreibt in seiner 1790 in Münster erschienenen "Anweisung zur Verbesserung des Ackerbaues und der Landwirthschaft des Münsterlandes", einem der ersten landwirtschaftlichen Lehrbücher Westfalens:
"Man binde sich nicht beym Säen an einen gewissen Tag. Denn das ist Aberglaube. Auch richte man sich nicht nach dem Kalender. Denn die Kalendermacher verstehen nichts vom Ackerbaue und (von) zukünftigem Wetter."
Stattdessen rät Bruchausen den Landwirten, sich auf ihren Verstand, auf ihre Beobachtung zu verlassen und er rät ihnen, den Acker für die Aussaat optimal vorzubereiten, dann könne schon nichts schiefgehen: "Einen schönen Tag aber und recht gutes, trockenes Wetter, ein gehörig mürbes, durchgearbeitetes, ziemlich feuchtes Land zum Einsäen wählen, das ist kein Aberglaube, das ist vernünftig, nützlich und nothwendig."