Christiane Cantauw
Wer sind eigentlich die vielbeschworenen „kleinen Leute“, deren Leben die Europäische Ethnologie dokumentieren und erforschen will und wollte? Sind es die Dienstboten, die kleinen Angestellten, die unterbäuerlichen Schichten, die Arbeiter oder die Besitz- und/oder Wohnungslosen? Sind es die Landarmen oder die städtischen Unterschichten? Was bleibt von ihrem Alltag, von ihrem Leben und von ihrem Besitz?
Gerade die letztgenannte Frage stellt die Forschenden ein ums andere Mal vor ein Problem, sind es im Falle der kleinen Leute doch selten einmal die Menschen und ihre Hinterlassenschaften selbst, die von und über ihre Alltage berichten, sondern obrigkeitliches Verfügen und Handeln. Das Sagwort „Wer schreibt, der bleibt“ gilt nicht nur für die Stadtschreiber, die qua Amt Teil des Rates waren und nicht abgewählt werden konnten, sondern auch für die historische Überlieferung, die der Geschichte derjenigen, die sich schriftlich mitteilten und schriftliche Dokumente hinterließen, mehr Raum gibt als der Geschichte der Vielen, die dazu nicht in der Lage waren.