Maria Daldrup, Leiterin des Archivs der Arbeiterjugendbewegung in Oer-Erkenschwick im Gespräch mit Andreas Eiynck, dem stellvertretenden Vorsitzenden der Kommission Alltagskulturforschung für Westfalen.
Frau Daldrup, können Sie etwas zur Entstehung und zur Trägerschaft des Archivs der Arbeiterjugendbewegung berichten?
Maria Daldrup: In den 1970er Jahren stand in Gelsenkirchen, Sitz des nordrhein-westfälischen Landesverbandes der Sozialistischen Jugend Deutschlands (SJD) – Die Falken, ein Bücherregal, in dem alte Ausgaben der Zeitschrift „Arbeiter-Jugend“ gesammelt wurden. Sukzessive füllte es sich mit mehr und mehr Ausgaben dieses Organs und weiteren Materialien zur Geschichte der Arbeiter:innenjugendbewegung. Das waren beispielsweise Erinnerungen ehemaliger Mitglieder der Sozialistischen Arbeiter-Jugend (SAJ) und der Reichsarbeitsgemeinschaft der Kinderfreunde (RAG), beide der Sozialdemokratie nahestehende und 1933 verbotene Kinder- und Jugendverbände und Vorläufer der SJD – Die Falken. Es dauerte nicht lange und der Raum, in dem dieses Regal stand, erhielt die Bezeichnung „Archiv“. Das, so könnte man sagen, war der Beginn des Archivs der Arbeiterjugendbewegung. Der Entschluss allerdings, aus diesem ersten Regalmeter mittelfristig ein Archiv mit vielen weiteren laufenden Metern zur Geschichte der Arbeiter:innenjugend zu gründen, fiel 1973 bei der Bundeskonferenz der Falken. Zehn Jahre später, am 16. September 1983, wurde das Archiv der Arbeiterjugendbewegung (AAJB) in Oer-Erkenschwick – unmittelbar neben der Jugendbildungsstätte Salvador-Allende-Haus/Sozialistisches Bildungszentrum – offiziell eingeweiht.
Mit den Falken ist das Archiv nach wie vor eng verbunden, insbesondere mit dem Landesverband NRW als Dienstherr des Archivs, dem Bundesverband der SJD – Die Falken sowie dem Zeltlagerplatz e. V., der als Vermögensträger die Finanzen im Blick hat. Finanziert wird das Archiv aus Mitteln des Kinder- und Jugendförderplans des Landes NRW, hinzu kommen die jährlichen Mitgliedsbeiträge aus dem Förderkreis „Dokumentation der Arbeiterjugendbewegung“ sowie Spenden.