Erhalten durch stiften gehen

11.04.2019

Martin Reckfort erläutert den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die historische Hofanlage. (Foto: Andreas Eiynck)

Erhalten durch stiften gehen

Kreisheimatbund Steinfurt tagt auf dem Gräftenhof Reckfort in Nordwalde

Andreas Eiynck

 

1972 erwarb die Familie Reckfort aus Münster das Gebäudeensemble des historischen Gräftenhofes Essing in Nordwalde. Die Hofgebäude, größtenteils aus Fachwerk, wurden behutsam restauriert und bilden seitdem den Wohnsitz der Familie.

Friedrich-Wilhelm Reckfort sammelte mit großer Leidenschaft schmiedeeiserne Herdgeräte aus dem Münsterland – vom Kesselhaken bis zum Neujahrskucheneisen. Seine viele tausend Stücke umfassende Sammlung fand auf dem Gräftenhof ein dauerhaftes Domizil.

Bald konnten benachbarte Grundstücke hinzugekauft werden. Friedrich-Wilhelm Reckford, der neben seinem Beruf als Architekt an der Universität Münster im Fach Volkskunde mit einer Dissertation zum Thema Wanderschäferei promovierte, gründete dort eine Schäferei, in die 1987 Sohn Martin einstieg.

Viele Jahre investierte die Familie Arbeit, Geld und Mühen in den Erhalt der Hofanlage. Das Bauernhaus, ein großes Fachwerkhaus münsterländischer Bauart, wurde restauriert und im Inneren in den historischen Zustand mit einer riesigen Küche und offenem Herdfeuer zurückversetzt. Speicher, Torscheune und Schuppen wurden hergerichtet, die Grünanlagen und die Gräfte neugestaltet.

Ende der 90er-Jahre begannen Überlegungen, wie man die Hofanlage in ihrem historischen Charakter dauerhaft erhalten könne. Schäferei und Gräftenhof wurden rechtlich getrennt und 2001 übernahm die neu gegründete „Stiftung Niederdeutscher Gräftenhof“ die historische Hofanlage, die aber nach wie vor von der Familie Reckfort bewohnt wird. Auch die umfangreiche Sammlung des 2002 verstorbenen Gründers Friedrich-Wilhelm Reckfort wurde der neuen Stiftung übertragen.

Die große Küche des Bauernhauses Reckfort bildete nun den Schauplatz für ein gemeinsames Treffen der Fachbereiche Denkmalpflege und Museen im Kreisheimatbund Steinfurt. Beeindruckt zeigten sich die rund 40 Teilnehmer nicht nur vom authentischen Charakter von Haus und Hof, sondern auch von einem Vortrag, in dem Martin Reckfort die Geschichte des Gräftenhofes und die Trägerschaft der Stiftung vorstellte.

Anschließend berichtete Dr. Fred Kaspar, Mitglied der Volkskundlichen Kommission für Westfalen, über die von ihm gegründete „Stiftung kleines Bürgerhaus“. Sie ist nicht nur Eigentümerin verschiedener historischer Gebäude in Westfalen, sondern vergibt auch einen Förderpreis, unterstützt Forschungen zum Bauen und Wohnen und gibt eine eigene Schriftenreihe heraus.

Im Anschluss an das Vortragsprogramm bestand die Möglichkeit zur Besichtigung der Herdgeräte-Sammlung. So konnten die Teilnehmer viele Anregungen für ihre eigene Arbeit vor Ort in den Bereichen Denkmalpflege und Museen mit nach Hause nehmen.

Kategorie: Veranstaltungen

Schlagworte: Andreas Eiynck · Tagung