Fensterbierscheiben aus dem Emsland und dem Osnabrücker Land im Museum für Kunst- und Kulturgeschichte in Dortmund

05.07.2022 Niklas Regenbrecht

Fensterbierscheiben aus dem Osnabrücker Land im Museum für Kunst und Kulturgeschichte Dortmund; Foto: Andreas Eiynck 2021.

Andreas Eiynck

Viele Kunstwerke und Antiquitäten aus dem Emsland und dem Osnabrücker Land wurden bereits vor dem ersten Weltkrieg von auswärtigen Museen und Sammlungen aufgekauft. Dazu gehören auch einige sehr schön bemalte Fensterscheiben aus dem 17. Jahrhundert, die der Überlieferung nach aus einem alten Haus in Herzlake (Landkreis Emsland) stammen sollen. Als Ortsnamen werden darauf Haselünne, Aselage, Menslage, Berge und Wildeshausen genannt.

Die Scheiben gelangten schon in der Zeit um 1900 in das Museum für Kunst und Kulturgeschichte in Dortmund. Nach dem Zweiten Weltkrieg – das Museum wurde während des Krieges teilweise ausgelagert und bei Luftangriffen schwer getroffen – galten die Scheiben als zerstört. Später wurden sie aber teilweise in einem Museumsdepot wiederentdeckt und restauriert. Sie sind heute als dekorativer Blickfang in der Dauerausstellung des Museums in Dortmund zu bewundern.

Die Inschriften nennen Namen und Jahreszahlen (1655 bzw. 1678) sowie Sinnsprüche und Reime. So lautet einer der Texte:

Eilhard Winckel Junior Ich Bin Ein

Reuter für Wollgemuth Diene Meinen

Heren Trew und Guth

Anno Domini 1678

Fensterbierscheiben aus dem Emsland im Museum für Kunst und Kulturgeschichte Dortmund; Foto: Andreas Eiynck 2021.

Franz Jostes erwähnt in seinem „Westfälischen Trachtenbuch“ (S. 45) noch weitere Inschriften auf Scheiben von 1678, die offenbar zu der Scheibe im Dortmunder Museum gehörten und vermutlich im Zweiten Weltkrieg zerstört wurden:

1.

Otto Wilhelm von Aselage gab diß Glas

Da ehr noch junck Geselle waß 1678

2.

Augustinus von Aselage ist der Nahme mein

Got wirt mein Hülff und Beistandt sein 1678

3.

Eilhart Winkel  Ich bin ein Reiter frisch wohlgemuth

Diene meine Herren trew und gut 1678

 

Aselage ist eine Bauerschaft der Gemeinde Herzlake. Bemalte Fensterscheiben galten einst als beliebte Geschenke zur Hauseinweihung oder zu Hochzeiten. Sie bildeten den schönsten Schmuck der sonst eher bescheiden eingerichteten Bürger- und Bauernhäuser. Häufige Motive sind Szenen aus dem bürgerlichen und bäuerlichen Leben der Barockzeit, heitere Dekore aus Blumen und Vögeln, Wappen und Hausmarken sowie in katholischen Gegenden auch biblische Motive und Heiligenbilder.

Im Fürstbistum Münster wurde die mit der Schenkung der Scheiben verbundene Feiern, die sogenannten „Glasbiere“, 1628 verboten und mit Strafen belegt. Er hielt sich aber niemand daran. Das zeigen die zahlreichen Fensterbierscheiben aus dem 17. und 18. Jahrhundert im Münsterland und im Niederstift Münster (Emsland-Cloppenburg-Vechta).

 

Literatur:

Franz Jostes: Westfälisches Trachtenbuch. Volksleben und Volkskultur in Westfalen. Zweite Auflage, bearbeitet und erweitert von Martha Bringemeier. Münster 1961, S. 45 sowie Abbildung 15 und 16.

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