Schwerpunkt: Sammeln und aufbewahren: „Mach mit – trimm dich fit!“: Freizeitsport auf der Sportmesse Trimmyland in Essen

16.05.2025 Niklas Regenbrecht

Einführung ins Bogenschießen. Messe Trimmyland 1980, Essen (Foto: Gustav Hildebrand)

Christiane Cantauw

Über acht Tage vom 14. bis zum 22. Juni 1975 hinweg verwandelte sich das Essener Messegelände in die größte Sporthallenanlage der Welt. Auf insgesamt 50.000 Quadratmetern wurden in zwölf Messehallen nicht nur Informationsangebote, sondern auch Vorführungen und Mitmachaktionen präsentiert. Erklärtes Ziel der Messe war es, unter dem Motto „Mach mit – trimm dich fit!“ Jedermann und Jedefrau für Bewegung zu begeistern. Dazu präsentierte man zahllose Sportarten von Fechten über Billard, Wasserski- oder Rollschuhfahren bis hin zum Klettern, Trampolinspringen und Bogenschießen. Auch Neuartiges wie Squash und Skateboarding waren dabei und in einem 62 X 20 Meter großen Bassin konnten Kanuten, Schwimmer, Taucher und Retter zeigen, was sie konnten. Dazu gab es mannigfaltige Informationen über Vereine und Verbände, Ausrüstung und körperliche Voraussetzungen.

Einfache Kletterangebote eigneten sich auch für Anfänger:innen. Messe Trimmyland 1980, Essen (Foto: Gustav Hildebrand)

Erklärtes Ziel des Deutschen Sportbundes, der als Veranstalter auftrat, war es, „alles zusammenzufassen, was es auf dem Gebiet der Aktion ‚Trimm dich durch Sport‘ für die ‚Jedermänner‘ gab“. Vor allem sollten die Besuchenden die Möglichkeit erhalten, viele der Sportarten praktisch auszuprobieren. Dazu diente unter anderem ein Trimmpfad, der in einer der Messehallen aufgebaut war. Wem an Auszeichnungen gelegen war, der konnte auch das DSV-Dauerlauf-Abzeichen erwerben und wer erst einmal wissen wollte, wie es um die eigene körperliche Leistungsfähigkeit stand, der unterzog sich einem Fitnesstest.

Erste Erfahrungen im Kegelsport. Messe Trimmyland 1980, Essen (Foto: Gustav Hildebrand)

Die Veranstalter, der Deutsche Sportbund und das Sportamt der Stadt Essen, das die Organisation übernommen hatte, zählten 1975 an den acht Messetagen insgesamt 142.000 Besucher:innen. Das wertete man als großen Erfolg, wenngleich die Veranstaltung damit nicht kostendeckend war. Immerhin hatte man aber unter Beweis gestellt, dass der Jedermannsport zu einem Großevent taugte. Folgeveranstaltungen in den Jahren 1976, 1978 und 1980 knüpften an diesen Erfolg an.

Auch weniger verbreitete Sportarten wie Gewichtheben konnten ausprobiert werden. Messe Trimmyland 1980, Essen (Foto: Gustav Hildebrand)

Die Trimmyland-Messen waren der Höhepunkt einer groß angelegten Werbeaktion des Deutschen Sportbundes, mit dem dieser Sport als Maßnahme individueller Gesundheitsförderung massentauglich machen wollte. Seit Ende der 1950er Jahre wurden Bewegungsarmut und Übergewicht in Deutschland immer stärker problematisiert. Gegenmittel sollte – nach dem Vorbild der skandinavischen Länder – der Sport für alle sein.

Neue Sportarten wie das Skateboarding wurden vorgeführt. Messe Trimmyland 1980, Essen (Foto: Gustav Hildebrand)

Um möglichst viele Menschen für Sport zu gewinnen, galt es, nicht den Leistungsgedanken, sondern Spaß an der Bewegung, Gemeinschaft und Gesundheit bei der Popularisierung des Freizeitsports voranzustellen. Dazu initiierte der Deutsche Sportbund 1970 die „Trimm-dich-Bewegung“ mit dem Maskottchen Trimmy und den weit verbreiteten Trimm-Spiralen, in die 100 Bewegungseinheiten eingetragen werden konnten. Mit diesen und vielen weiteren Maßnahmen sollte Freizeitsport als Mittel der individuellen gesundheitlichen Fürsorge popularisiert werden. Eine eigens damit beauftragte Werbeagentur (Werbeting 2000) sorgte für einen zeitgemäßen Auftritt der verschiedenen Kampagnen. Werbespots in Radio und Fernsehen, die kostenlos ausgestrahlt wurden, informierten die Bundesbürger:innen darüber, dass körperliche Fitness ein (wenn nicht gar der) Weg zu mehr Lebensqualität war. Dass sich die Gesunderhaltung durch Freizeitsport auch kommerzialisieren ließ, war in diesem Zusammenhang ein nicht unerwünschter Nebeneffekt.

Auf einem Parcour konnten die Messebesucher:innen sogar Skilanglauf erproben. Messe Trimmyland 1980, Essen (Foto: Gustav Hildebrand)

In den regionalen und überregionalen Medien wurde über die Trimmy-Land-Messen berichtet. 1980 hatte sich auch der bekannte Fotograf Gustav Hildebrand (1925 – 2017) für die Essener Freizeitsportmesse akkreditiert. Auf seinen Fotografien, die im Alltagskulturarchiv aufbewahrt werden, hat er vor allem die Mitmachmöglichkeiten herausgestellt.

Ein großes Wasserbecken war für den Wassersport aufgebaut worden, hier Kanufahren. Messe Trimmyland 1980, Essen (Foto: Gustav Hildebrand)

Literatur:

Wilfried Timmler, Uwe Wick: Essener Sportbund. 75 Jahre Selbstorganisation des Essener Sports (Klartext-Verlag), Essen 1996.

Andrea Sell: „Bewegung ist die beste Medizin“. Alltagskulturwissenschaftliche Nachforschungen zur Trimm-Aktion des Deutschen Sportbundes. (Waxmann-Verlag) Münster/New York 2021 (Mainzer Beiträge zur Kulturanthropologie/Volkskunde, hrsg. von der Gesellschaft für Volkskunde in Rheinland-Pfalz e.V., Bd. 21)