Schwerpunktthema: Sammeln und Aufbewahren: Sammeln und Schrauben im Verein. Die „Treckertruppe Vreden“

12.09.2025 Niklas Regenbrecht

'Treckerparade' bei Daniela und Herbert Iking.

Andreas Eiynck

Außer Briefmarken und Münzen gibt es bekanntlich noch tausende andere Dinge, die man sammeln kann. Aber das Sammeln und Bewahren von alten Traktoren und Landmaschinen ist schon ein besonderes Hobby. Für Privatpersonen ist das nicht nur hinsichtlich der Objektgröße eine Herausforderung, sondern auch deshalb, weil die Maschinen und Motoren im Idealfall auch betriebsbereit und fahrtüchtig sein sollen – inklusive Zulassung, TÜV und Versicherung. Traktoren werden in Norddeutschland auch Schlepper oder Trecker genannt, wobei das plattdeutsche trecken ziehen bedeutet und somit, wie beim Wort Traktor, die Funktion als Zugmaschine beschreibt.

Trotz der genannten Hürden gibt es Treckersammler im ländlichen Raum in fast jedem Ort. Zumeist sind sie männlich und häufig in sogenannten „Treckerclubs“ organisiert. Sie treffen sich zu gemeinsamen Ausfahrten und zum Erfahrungsaustausch, treten bei Bauernmärkten und Folkloreveranstaltungen auf, reisen zu regionalen Treckertreffen oder zu überregionalen Vorführungen wie etwa den „Feldtagen“ in Nordhorn, die zehntausende Besucher (und auch ein paar Besucherinnen) aus einem weiten Umkreis anziehen. Dort trifft sich dann auch die zugehörige „Profi-Szene“, die mit Trecker-Oldtimern und Ersatzteilen handelt, Fachbücher und Fachzeitschriften herausgibt, und sich redlich bemüht, die sicherlich über hunderttausend Treckerfreunde in ganz Deutschland mit Informationen und Nachschub zu versorgen.

Alte Motoren.

Längst geht es dabei nicht mehr um die legendären „Scheunenfunde“ von abgelegenen Bauernhöfen, sondern häufig um Reimporte von Uraltfahrzeugen etwa aus Südafrika, Chile, Spanien oder Schweden, die einst von der deutschen Landmaschinenindustrie in alle Welt exportiert wurden und heute als Oldtimer und Sammlerstücke in Deutschland wieder begehrt sind.

Auch im Raum Vreden gibt es schon seit Jahrzehnten Treckersammler, aber erst 2003 haben sich einige davon unter dem Dach des örtlichen Heimat- und Altertumsvereins zur „Treckertruppe Vreden“ zusammengeschlossen. Neben der Vernetzung der einzelnen Sammler ging es dabei zunächst auch um eine zusätzliche Attraktion beim „Bauernmarkt“ im Vredener Stadtpark, wo die Gruppe 2004 mit ihren Fahrzeugen und Maschinen zum ersten Mal öffentlich in Aktion trat.

Vereinswesten mit Aufnäher machen die Vereinsmitglieder bei größeren Treffen erkennbar.

Aus der anfänglich noch recht kleinen Gruppe entstand eine Vereinssparte mit derzeit etwa 70 Mitgliedern. Auch bei der „Treckertruppe“ sind fast alle Aktiven männlich. Ansonsten ist die Gruppe bunt zusammengewürfelt: es gibt alte und junge Treckerfreunde aus unterschiedlichsten Berufsfeldern – nur fast keine Bauern. Häufig sind es Männer, die von einem Bauernhof oder vom Lande stammen und mit den Treckern Kindheitserinnerungen verbinden. Als „Einstiegsmodell“ wählen viele einen Trecker, der einst auf dem Hof der Eltern oder Großeltern im Einsatz war.

Fachsimpeln gehört zur Sammlerszene.

Freude am „Schrauben“, Interesse an Landmaschinen und Traktoren – das ist es, was die Treckerfreunde verbindet. „Das Schrauben entschleunigt aus einem hektischen Alltag“, erklärt Andreas Terbrack-Ludwig, einer der Leiter der Vredener Gruppe. Und ein Stück Traditionspflege sei es natürlich auch. Er besitzt selber fünf alte Trecker, die er auf dem Bauernhof eines Verwandten untergebracht hat. Seine Treckerleidenschaft begann 1999 mit der Instandsetzung eines Fahr D 90 H, den sein Großvater als „ersten Trecker nach den Pferden“ ab 1954 gefahren hatte.

Austausch der Treckertruppe Vreden mit dem Alt-Traktoren-Club Eibergen.

An jedem zweiten Samstag im Monat treffen sich alle Interessierten mit ihren Treckern zu einer zwanglosen Ausfahrt. Einmal jährlich gibt es einen wechselseitigen Austausch mit einem Treckerclub in der benachbarten niederländischen Gemeinde Eibergen. Das Programm des sogenannten „Scheunentags“ besteht aus einer Ausfahrt zu zwei Sammlern, die bei dieser Gelegenheit im Rahmen eines „Scheunentags“ den Kollegen ihre Trecker- und Landmaschinensammlung präsentieren können. Dies ist für alle Teilnehmenden interessant, weil ja sonst jeder Sammler nur mit jeweils einem Fahrzeug an den Ausfahrten teilnehmen kann. Beim „Scheunentag“ kann man aber die gesamte Bandbreite einer Sammlung kennenlernen.

Die Gelegenheit zu einem „außerplanmäßigen Scheunentag“ ermöglichten drei Mitglieder der „Treckertruppe Vreden“ nun eigens für diesen Beitrag dem Blog Alltagskultur.

Herbert und Daniela Iking mit ihren Sammlerstücken.

Das Ehepaar Daniela und Herbert Iking verbindet schon seit Jahrzehnten auch die Leidenschaft für historische Trecker und Landmaschinen. Der gelernte Freileitungsmonteur hat für sich und seine Frau mehrere alte Traktoren restauriert und sammelt darüber hinaus auch Standmotoren mit Diesel- oder Elektroantrieb, mit denen er weitere kleine Landmaschinen wie Mahlwerke oder Pumpen antreibt. Seine Spezialkenntnisse im Bereich alter Elektrotechnik kommt im Verein auch anderen Treckerfreunden zugute. Und sein alter Dieselgenerator war während des Stromausfalls beim Schneechaos im Münsterland 2005 tagelang im Dauereinsatz.

Alle restaurierten Fahrzeuge und Geräte fachgerecht unterzubringen, erfordert schon eine Menge Platz. Den haben Ikings in der alten Scheune. Nach einem genauen Plan werden die Sammlerstücke dort möglichst kompakt eingestellt. Bei Sammlern ist jeder Quadratmeter Lagerfläche wertvoll.

Alte Trecker bei Bernd Geling.

Landwirt Bernd Geling kam über den ersten Trecker auf dem Bauernhof seines Vaters, einen Lanz von 1949, auf das Thema Trecker-Oldtimer. Eines Tages wollte er das längst ausrangierte Fahrzeug gemeinsam mit seinen Söhnen wieder fahrbereit machen. Bei der Beschaffung von Ersatzteilen kam er in Kontakt mit der Sammler- und Händlerszene, in der er sich heute bestens auskennt. Mittlerweile stehen zahlreiche Traktoren in seinen Scheunen. Die meisten davon warten noch auf ihre Restaurierung, doch mit der technischen Instandsetzung kennt Geling sich bestens aus. Er ist so etwas wie der Lanz-Technikexperte des „Treckertrupps“ und hat schon so manchem Schrauber und Sammler den entscheidenden Reparaturhinweis geben können.

Maschine läuft...

Geling hat die Entwicklung der Sammlerszene seit Jahrzehnten mitverfolgt und konnte dabei auch gewisse Trends feststellen. Früher bevorzugten viele Sammler einen Oldtimer-Trecker, wie sie ihn aus ihrer Jugend vom elterlichen Hof oder aus der Nachbarschaft kannten. Das waren im Westmünsterland überwiegend kleine Modelle mit wenigen PS und geringer Fahrleistung. Bei den heutigen Sammlern sind meistens schnellere Traktoren mit mehr PS und auch Fahrzeuge aus jüngerer Zeit beliebter, gerne auch mit einer regensicheren Fahrerkabine. Manche der heutigen Sammler lassen die alten Trecker in ihrer Wunschfarbe lackieren, die mit dem Originalzustand gar nichts zu tun hat, und im „Schalke-Land“ Westmünsterland fährt sogar ein Trecker, der in den Schalke-Farben königsblau und weiß umlackiert ist.

Mit einer Landpartie auf einem langsam tuckernden „Lanz Bulldog“, einem „Fendt Dieselross“ oder „Deutz D 15“ hat eine Ausfahrt mit solchen Fahrzeugen nicht mehr viel zu tun. Dafür kann man weiter entfernte Veranstaltungen rascher erreichen und mehr Aufmerksamkeit erregen.

Feldeinsatz beim Mähen und binden.

Der Einstiegspreis für einen alten Trecker einfacher Bauart aus den 1950er- oder 60er-Jahren liegt bei ein paar tausend Euro. Hinzu kommen Kosten für die Restaurierung oder gelegentliche Reparaturen und Ersatzteile, denn alle zwei Jahre müssen die Fahrzeuge zum TÜV, damit sie sich auf öffentlichen Straßen bewegen dürfen. Wer seinen Trecker neuwertig präsentieren möchte, muss dann schon tiefer in die Tasche greifen, kann aber sein Fahrzeug dafür auch teurer wieder verkaufen. Eine Gewinnabsicht besteht bei den Sammlern in den meisten Treckerclubs allerdings nicht. Entscheidend für die Mitgliedschaft in einem Treckerclub ist nicht der Wert der Sammlerstücke oder das besonders ausgefallene Modell, sondern die Freude am Schrauben, an Landtechnik und an Geselligkeit.

Pause beim Feldeinsatz.

 

Fotos: Andreas Terbrack-Ludwig, Guido Leeck und Andreas Eiynck.