Ausstellung im Zellentrakt Herford: Wie jüdische Kinder und Jugendliche noch vor der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten aus den Schulen verdrängt wurden
Clara Magdalena Schmitt
Angeblich sei das Friedrichs-Gymnasium in Herford nicht sonderlich antisemitisch, hatte ein Freund ihres Vaters gesagt. Erikas Erfahrung war eine andere. Erika Weinberg geboren 1915 in Herford, besuchte hier zunächst das Lyzeum (Königin-Mathilde Gymnasium). Durch die Empfehlung eben jenes Freundes ihres Vaters, wechselte sie von 1929-1933 auf das Friedrichs-Gymnasium Herford. Sie verließ 1933 vor Beendigung des Abiturs die Schule, weil sie die Ausgrenzung der anderen Schüler und Lehrer nicht mehr aushalten wollte. Die Diskriminierung ging von der Schule bis in den obligatorischen Tanzkurs mit 16. Sie erzählte darüber: „Man hat mir damals noch nicht einmal ‚Guten Tag!‘ gesagt bis auf ein Paar. Es war so eine Stimmung. Ich hatte keine Lust mehr auf Schule und auch keine Lust mehr zum Lernen und dann hab ich zu meinen Eltern gesagt: ‚Ich geh da nicht mehr hin!‘“ Hauptsächlich seien die Diskriminierungen, die Erika den Schulalltag unerträglich machten, von anderen Schülern ausgegangen. Lehrer äußerten sich aber auch antisemitisch im Unterricht. Sie schilderte eine Situation von 1932: „Denn ich hab mir so schnell nichts gefallen lassen. Der Herr Studienrat hat einmal gesagt: ‚Die Juden sind alle feige.‘ Daraufhin bin ich aufgestanden und habe gesagt: ‚Herr Studienrat, mein Vater war im Krieg, ist verwundet worden und hat das eiserne Kreuz. Das stimmt nicht!‘ Und der ist puterrot geworden“.