Um einen weiteren Lebensbereich der Hausfrau abzudecken, veröffentlichte Davidis erstmals im Jahr 1850 auch ein Gartenbuch. Äquivalent zu ihrem Kochbuch fasste auch dessen Titel bereits die wesentlichen Inhalte zusammen:
„Der Gemüse-Garten. Praktische Anweisung zur Kultur eines Gemüsegartens unter Berücksichtigung der Schönheit und des reichlichen Ertrages; so wie auch das Nöthige über Lage, Boden, Umzäunung, Einrichtung, Dünger, Garten-Geräthschaften, Kultur der Pflanzen und fruchtbringenden Sträucher, Samenziehung, Dauer der Keimkraft, die erforderliche Quantität der Sämereien und wie mit den Gemüsen am zweckmäßigsten abzuwechseln ist nach den Monaten geordnet. Nebst einem Anhange über das Conserviren der Gemüse. Sowol nach eigenen, als nach den langjährigen Erfahrungen praktischer Gartenfreunde mit besonderer Berücksichtigung der Anfängerinnen und angehenden Hausfrauen“ (Titel nach 4. Auflage 1859).
Ausführlicher ging sie im Vorwort auf Anspruch und Nutzen des Bandes ein. Gleichzeitig verwies sie neben der eigenen Erfahrung auch auf geschulte Experten als wichtige Quelle für ihr Buch.
„Doch wie überhaupt das Nützliche mit dem Schönen zu verbinden ist, so kann auch hier mit den Vortheilen, welche zweckmäßige Kultur und unermüdlicher Fleiß gewähren, zugleich eine dem Schönheitssinne genügende Ordnung stattfinden, die durch Liebhaberei mehr und mehr Reiz gewinnt, und da dem Auge einen angenehmen Eindruck gewährt, wo man das sichtbare Gedeihen der Pflanzen bewundert.
Vorliegendes Werkchen liefert bei einer kurzen Fassung eine vollständige Anweisung zur Bestellung eines Gemüsegartens, und ist mit besonderer Rücksicht auf ganz Unkundige bearbeitet. Die darin niedergelegten Erfahrungen beziehen sich zunächst auf Niederrhein und Westphalen, jedoch trägt dasselbe im Allgemeinen keinen provinziellen Charakter und wird sich daher (mit Berücksichtigung des Temperatur-Unterschiedes) überall bewähren.
Wol mag bei dem Streben nach allgemeiner Verständlichkeit die Form zu wenig berücksichtigt worden sein; auch hat weder Gelehrtthuerei, noch die Absicht ein Werkchen rasch produciren zu wollen, dabei zum Grunde gelegen, eben so wenig hat mich dieses dazu verleiten können, irgend Abhandlungen stückweise zusammenzutragen, was man bekanntlich sowol bei kleineren als größeren Gartenbüchern so häufig findet; sondern es sind bei ruhigem Erwägen die Erfahrungen tüchtiger Männer, praktisch und wissenschaftlich gebildeter Gartenfreunde, mit den eigenen verbunden, hier niedergelegt, und ist keine Mühe gescheut, das Werk zu einem recht praktischen und brauchbaren zu machen.“ (Vorwort 1. Auflage 1850)
Die verschiedenen Koch-, Garten- und Haushaltsbücher von Henriette Davidis, allen voran ihr Praktisches Kochbuch, waren für viele Generationen ein „wesentliches Hülfsmittel“ in Küche und Garten – wie die Einleitung des Praktischen Kochbuch konstatierte.
Henriette Davidis und ihre Kochbücher sind auch Thema eines Beitrags in dem im Juni 2021 erstmals erscheinenden „Graugold. Magazin für Alltagskultur“ herausgegeben von Elisabeth Timm und Christiane Cantauw im Auftrag des LWL (weitere Informationen hier).