Sebastian Schröder
Die Marken waren für die vormoderne Landwirtschaft äußerst wichtig. Zwar wurden sie nicht intensiv genutzt, was ihre Bedeutung allerdings nicht schmälerte. Denn in diesen Gemeinheiten hüteten die berechtigten Bauern und Heuerlinge ihr Vieh beziehungsweise gewannen Brennmaterial, sei es Holz oder Torf. Gleichzeitig stellten die Marken natürlich ein enormes Potenzial dar, um Neubauern anzusiedeln. Schon bevor man die Marken ab der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts privatisierte, wiesen die jeweiligen Markenherren sogenannte Zuschläge aus. Dabei handelte es sich um Grundstücke, die gegen ein gewisses Entgelt der privaten Nutzung zugeführt wurden. Über viele ravensbergische Gemeinheiten übte der Landesherr die Markenherrschaft aus. Folglich beaufsichtigten seine Beamten bei der Kriegs- und Domänenkammer nicht nur das Markenwesen, sondern waren zugleich zuständig für die Ausweisung von Bau- und Siedlungsplätzen. Gerade diese waren für den Preußenkönig ein lukratives Geschäft. Schließlich war er immer darauf bedacht, neue Einnahmen zu generieren. Und die Formel lautete denkbar einfach: mehr Menschen, mehr Steuern.
Diese Ansiedlungspolitik bezeichneten die Zeitgenossen als „Peuplierung“ oder „Volckreichmachung“. Aber nicht immer verlief die Gewährung von Zuschlägen konfliktfrei, weil die bereits ansässigen Untertanen gegen den Bau neuer Besitzungen in der Mark protestierten. Sie fürchteten eine Verknappung ihrer Weidegründe. Etwa beschwerte sich der Herforder Magistrat 1768 gegen die Ausweisung von Zuschlägen in der Strotheide, die unweit der Stadt im ravensbergischen Amt Sparrenberg lag: „Die Hiddenhauser haben ganz ohnüberlegt die so benannte Strotheyde zu verkleinern gesuchet, worauff die Radewicher Gemeinde ihr Rind-Vieh eben wie die Schäferey weidet […].“ Dagegen argumentierte der zuständige Landrat Christian Heinrich Ernst Freiherr von Ledebur: „Die Strotheide ist ein großer, ohngefehr 12 Malter haltender Platz und dabei ein fruchtbarer Boden, es kann selbiger zu Zuschlägen, noch beßer aber vor Ihro Königl[ichen] Majestaet höchstes Interesse ohnmaßgeblich zuträglicher mit Neubauereien, wozu sich Liebhaber genug finden werden, angewandt werden, gleichwohl müßte so viel darliegen bleiben, als zur Hude und Weyde von Heuerlingen unentberlich wäre […].“ Damit beschrieb der Landrat äußerst präzise die diversen Interessenslagen.